UNUMONDO e. V.
Liebe Unterstützer:innen,

2024 geht zuende, und es war ein turbulentes Jahr mit vielen Entwicklungen, die uns in Zukunft noch mehr herausfordern werden. Wir hören und lesen kaum anderes als Meldungen über Klimakrise, Kriege, Flucht und Leid. Das scheinen die prägenden Themen unserer Zeit zu sein. Auch die Zukunft der Demokratie ist durch das Aufsteigen rechtsextremer Kräfte und der damit einher gehenden politischen Hetze nicht mehr selbstverständlich gegeben. Und doch gibt es auch immer wieder Hoffnung machende Nachrichten. Und davon wollen wir berichten. Wir wünschen euch und uns allen erholsame Weihnachtsfeiertage und einen nachhaltig guten Start ins kommende Jahr 2025!
Dieser Newsletter ist ziemlich lang. Es gibt also etwas zum Lesen. Nehmt euch bitte die Zeit! Es ist ein kleiner Jahresrückblick der wesentlichen Tätigkeiten von UNUMONDO und seiner Partner. Herzlichen Dank!
MENSCHEN GERETTET: DIE ERSTEN MISSIONEN (ROTATIONEN) DER SARAH
Unsere Rechnung ist aufgegangen! Die Fluchträume-Ausstellungen von UNUMONDO haben großartigen Erfolg gezeigt. Die Crew der SARAH (Search and Rescue for All Humans) konnte am 21. Juli 2024 auf ihrer ersten Rettungsfahrt 19 Menschen vor dem Ertrinkungstod bewahren und die Geflüchteten an einen sicheren Hafen bringen. Diese hatten sich von Libyen aus auf ihren gefahrvollen Weg gemacht. Weitere 32 Menschen konnten in der zweiten Rettungsfahrt ebenfalls in Sicherheit gebracht werden, darunter Frauen und Kinder. Ein elfjähriger Junge zum Beispiel war ganz allein unterwegs. Was muss er in seinem noch kurzen Leben durchgemacht haben, um auf diese Reise gehen zu müssen?


Wie sieht so eine Rettungsfahrt eigentlich aus? Davon gibt dieses Video* einen kurzen Eindruck. Dieser Eindruck bleibt freilich unvollständig. Rettungsfahrten müssen natürlich auch bei wesentlich schlechterem Wetter, bei Wind und Regen und rauer See geleistet werden... *Passwort: mission1

Von den ersten Plänen für den Neubau eines schnellen Rettungsboots über die Entscheidung, doch besser eine gebrauchte Luxusyacht zu kaufen und in ein Rettungsschiff zu verwandeln, vergingen über drei Jahre Spendengenerierung und Umbau. Diese von der SARAH-Crew und UNUMONDO gemeinsam gestemmte Arbeit sowie die großzügigen Mittel der Spender:innen haben sich bereits mehr als „gelohnt“:
Unterstützt durch Luftaufklärung der Organisation Sea Watch gelang es, die Menschen nicht nur vor dem Tod durch Ertrinken, sondern auch vor der sogenannten lybischen Küstenwache zu retten. Diese operierte, wie so oft, illegal außerhalb der libyschen Hoheitsgewässer und hätte die Flüchtenden wieder in die furchtbaren Internierungslager zurück gezwungen, in denen menschenverachtende, sklavereiartige Zustände herrschen. Eine Person in kritischem Zustand wurde zusammen mit einer Begleitperson noch auf See an die italienische Küstenwache übergeben. Die anderen 17 Geretteten wurden in Lampedusa schließlich an Land gebracht. Nach Erledigung aller Nacharbeiten und behördlichen Formalitäten machte sich die SARAH wieder auf den Weg zu ihrem Heimathafen im sizilianischen Licata.

Die nächste Rettungsfahrt (auch Rotation genannt) startete Ende September. Wieder in Richtung Libyen. Dabei zeigte sich wieder einmal die kriminelle Natur dieser „Küstenwache“, aber auch die Verlogenheit der Europäischen Union. Weit innerhalb der Search and Rescue Zone (SAR) von Malta versuchten die libyschen Menschenjäger-Boote die Flüchtenden in libysche Gewässer zurückzutreiben. Hilfe seitens der EU können die Flüchtenden in solchen Situationen nicht erwarten. Im Gegenteil, die „Küstenwache“ bekommt noch die Koordinaten der Fluchtboote zugespielt. Darüber hinaus wird das libysche System von der EU finanziell unterstützt.
Auf dieser zweiten Rotation am 22. September konnten mit der SARAH weitere 32 Menschen gerettet werden. 20 Stunden dauerte es, bis man den zugewiesenen Hafen Pozzallo erreichte. Stunden, in denen zusammen gegessen, getanzt und Geschichten ausgetauscht wurden. Doch bei der Annäherung an den Hafen kippte die Stimmung an Bord. Das „Empfangskomitee“ aus Küstenwache, Frontex und Zoll löste bei den Überlebenden und der Crew Unbehagen aus. Nach kurzen Befragungen nach Herkunftsland und Alter wurden die Menschen in Kleintransporter gesteckt und weggefahren. Zurück blieben die Spuren der Überfahrt und gemischte Gefühle darüber, die Menschen in die Hände einer rassistischen Regierung zu geben. Dennoch war die Besatzung mehr als froh, diese Menschen vor Tod oder Sklaverei gerettet und an einen zunächst sicheren Hafen gebracht zu haben.
Keine der Rettungsaktionen wäre der SARAH möglich gewesen ohne Unterstützung durch andere Organisationen wie Sea Watch oder Alarm Phone. Rettung aus Seenot kann nicht von einer einzigen Organisation gestemmt werden, sondern nur in enger Zusammenarbeit mit anderen. Das gilt für die Operationen auf See, aber letztlich auch für die „Landcrews“, ohne deren vorbereitendes und begleitendes Engagement die Rettungen kaum nachhaltig möglich wären.

UNUMONDO ist Teil dieser Landcrews. So konnten wir durch unser Netzwerk sowie unsere Ausstellung Fluchträume dem Projekt SARAH die finanzielle Unterstützung vermitteln, die sie zum Start ihrer Rettungsaktivitäten brauchten – insgesamt über 400.000 Euro. Wir wollen die Menschen aufklären und berühren und davon überzeugen, dieses Gemeinschaftsprojekt mit ihren Möglichkeiten zu unterstützen. Dies haben wir getan.

So traurig und skandalös die Gründe sind, warum es überhaupt solche privaten Rettungsinitiativen geben muss, so stolz können die Crew der SARAH und UNUMONDO auf diese großartigen Erfolge sein.

Im Talmud heißt es: „Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.“ Bitte helft uns in diesem Sinne, damit mir noch viele weitere Leben retten können! Nur mit der finanziellen Unterstützung von euch Spender:innen können wir uns weiter mit aller Kraft für die Menschenwürde und – nicht zuletzt – auch für die Würde Europas einsetzen!
WINTERWERFT UND REPARATUREN
Zwischen den Rettungsrotationen liegt bis auf weiteres relativ viel Zeit. Denn um jedes Mal möglichst viele Menschen zu retten, muss die Crew aus der SARAH alles rausholen, was die Maschinen nur hergeben, und das hinterlässt eben immer auch aufwändigen Reparaturbedarf.

Die letzten zwei Rotationen haben der SARAH zugesetzt. Das Schiff ist über 40 Jahre alt und wurde die meiste Zeit ihrer Existenz sicher im Hafen von Malaga stationiert. Nun wurde sie für die Rettung umgebaut und auf „Herz und Nieren“ geprüft. Aber während der letzten Such- und Rettungsrotation haben neue Herausforderungen das Boot an seine Grenzen gebracht. Diese intensiven Operationen, bei denen Crew und Maschine mit rauer See und dringenden Rettungssituationen konfrontiert sind, enthüllen versteckte Schäden und Schwächen, die sofort behoben werden müssen. Die Sicherheit der Crew und der Überlebenden hat selbstverständlich oberste Priorität. Deshalb führt die SARAH nach jeder Mission gründliche Überprüfungen und Reparaturen durch. Die letzte Rotation verlief sicher und erfolgreich, und jetzt arbeitet die Crew hart daran, die SARAH für die nächsten Einsätze bereit zu machen. Auf jeden Fall muss das Schiff schließlich in die Winterwerft zum Reparieren und Warten. Eine kostspielige, aber notwendige Unterbrechung.

Es werden daher dringend rund 100.000 Euro benötigt, um sowohl die nächste Rettungsrotation als auch die Reparaturen und Liegezeiten zu finanzieren. Wir haben es schon einmal geschafft, die Gelder zu organisieren. Wir müssen es wieder schaffen!
VERSCHENKT SEEMEILEN: Direkt nach eurer Spende erhaltet ihr eine druckbare Spendenurkunde per E-Mail (PDF). Diese bestätigt eure Spende und enthält den Spendenbetrag, euren Namen sowie den Namen des/der Beschenkten.
MENSCHEN IM WALD - NOTHILFE AN DER EU-AUßENGRENZE
Logo des Projekts "Projekt009"
Wie schon in den vergangenen Jahren unterstützte UNUMONDO mit Übernahme von Benzin- und anderen Kosten sowie der Bereitstellung eines Anhängers Ina und ihre Initiative Projekt 009 bei ihrer Arbeit vor Ort für Geflüchtete in Not. Im Sommer 2024 fuhren Ina und eine Kollegin vom Projekt 009 wieder einmal an die polnisch-belarussische Grenze, um dort gestrandete Flüchtende mit lebensnotwendigen Dingen zu versorgen. Lassen wir Inas Bericht selber sprechen:

Bericht über die Fahrt an die polnisch-belarussische Grenze über die Slowakei in Kooperation mit UNUMONDO

20.Juli 2024
Über die letzten Monate sammelten wir Sachspenden, die im Grenzgebiet benötigt werden, unter anderem Socken, Unterwäsche, Kleidung in dunklen Farben, Campingequipment, Solarlampen, Krücken, Haarschneidemaschinen (für die Menschen in den geschlossenen Lagern in Polen) und anderes mehr. In der Berliner Sonnenallee kauften wir vor Abfahrt noch 100 Packungen Fladenbrot, von einem Syrer gespendet.
Anschließend ging es nach Nové Zámky in der Slowakei, um dort noch weitere Spenden abzuholen. Herzlichsten Dank an dieser Stelle an Belinda, einer langjährige Kollegin aus der Flüchtlingshilfe.
22.Juli 2024
In Nové Zámky werden Kisten mit neuwertiger Männerkleidung, Schuhen, medizinischen Dingen wie Rettungsdecken und anderem Nötigen bepackt. Sieben dieser Kisten haben wir auf unserem Weg in die Grenzregion an die Aktivistin Mirjam abgegeben. Mirjam unterstützt damit Geflüchtete, die sich in geschlossenen Lagern in Polen aufhalten müssen. Spät abends erreichten wir dann endlich nach dreitägiger Reise unseren Zielort Grudki, drei Kilometer von der Grenze zu Belarus entfernt. Erst einmal musste das Brot in Tiefkühltruhen.
23. Juli 2024
Mateusz Rybak, ein 17jähriger Junge aus Grudki, lud uns im Nachbarort zum Essen ein. Am Nebentisch saßen polnische Nazis, die uns fotografierten, während wir aßen. Mati versorgt seit nunmehr drei Jahren die Menschen im Wald, dokumentiert ihre Geschichten und hilft ihnen soweit, es ihm möglich ist. Auch auf Kosten seiner eigenen Sicherheit. Mati ist hier bekannt. Sehr viele hassen ihn für seine Aktivitäten. Auf allen Kanälen bekommt er permanent Morddrohungen, doch er lässt sich nicht von seiner Humanität abbringen. Im Gegenteil, es bestärkt ihn eher noch weiter zu machen.
24. Juli 2024
Da es gerade keine Notrufe gab, nutzten wir die Zeit für einen Wocheneinkauf. Auf dem Weg nach Hainówka, etwa 20 km entfernt von Grudki, begegneten uns 12 Militärfahrzeuge, zwei Fahrzeuge des Grenzschutzes und ein Sondereinsatz-Fahrzeug der Polizei mit vergitterten Fenstern. Auch am Supermarkt steht so ein Koloss. Mit solchen Fahrzeugen pflügen sie durch die sensible, schützenswerte Natur, zerstören den Waldboden und fahren auch mal einen Bison tot. Das alles im Namen des Grenzschutzes gegen sogenannte illegale Einwanderung.
Wir deponieren die Sachspenden für Mati in dem kleinen Haus im Wohnzimmer sowie in der Kammer. So sieht es aus, wenn ein Mensch mit großem Herz den wenigen Platz, der ihm zur Verfügung steht nutzt um Hilfsgüter zu deponieren.
Screenshot von Google Maps 2024
25. Juli 2024
Vor Ort stehen wir unter permanenter Beobachtung. Mein Auto und Kennzeichen werden fotografiert. Wenn wir essen gehen, sitzen wieder Menschen am Nachbartisch, die unsere Stimmen aufnehmen. Sie machen all dies nicht besonders verdeckt. Wir werden immer wieder verfolgt. Manchmal fahren wie absichtlich im Kreis und lassen das schwarze Auto folgen, bis sie merken, dass wir es bemerkt haben. Erst dann lassen sie von uns ab. Aber wir machen nichts Illegales. Menschen zu helfen ist nicht illegal.
26. Juli 2024
Wir lernen Czlowiek Lasu (den Waldmann) kennen. Er ist durch seinen Aktivismus an der Grenze ein guter Freund von Mati geworden. Die beiden gehen oft gemeinsam in den Wald, wenn ein Notruf gesandt wurde. Mariusz, so heißt dieser Mann wirklich, hat sich einen belgischen Schäferhund gekauft.
Dieser Hund wird gerade professionell dafür ausgebildet, Menschen im Wald zu finden. Er ist nun ein Jahr alt und hat dieses Jahr seit April bereits 12 Menschen finden können. Mariusz konnte in den letzten drei Jahren bereits drei bis viertausend geflüchteten Menschen helfen.
25. Juli 2024, nachts
Mariusz erzählt über seine humanitäre Arbeit im Wald. Er zeigt Bilder und Videos auf seinem Handy. Bis ins tiefste Dickicht geht er, um den Menschen zu helfen, die teils bereits tagelang ohne Wasser und Nahrung ausharren mussten. Er zeigt, wie er Gummistiefel durchschneiden muss, weil die Person extrem geschwollene Füße hat. Er zeigt Kinder und Frauen, die es geschafft haben. Er zeigt Verstorbene, die er selbst gefunden hat, insgesamt bislang sieben an der Zahl. Er zeigt Menschen, die kurz vor dem Verdursten sind und kaum noch Wasser zu sich nehmen können. Die Bilder sind grausam.
Manchmal sucht er stundenlang nach den Menschen, teils trägt er sie auf dem Rücken aus dem Wald. Er ruft Sanitäter, die sich dann weigern, den Flüchtlingen zu helfen. Er zeigt z.B. die Rettung eines Syrers, der neun Tage im Wald war und von Mariusz Team gerettet werden konnte. Das Video ist ergreifend. Zu sehen, wie Hilfe verweigert wird, zu sehen wie sich Zivilisten einsetzen müssen, damit überhaupt ein sterbender Mensch ins Krankenhaus gebracht wird, das ist schmerzhaft, aber es ist bittere Realität, direkt an unseren Außengrenzen.
27. Juli 2024
Bei unserer Rückreise treffen wir die Aktivistin Karolina Mazurek im Ostrów. Sie hat bei unserer Ankunft gerade ihre Schicht am Alarmphone bei POPH - Podlaskie Ochotnicze Pogotowie Humanitarne, und wir warten ein paar Minuten. Als sie uns abholt, übergeben wir Matis Spenden, denn sie kann es gut für die Menschen in den geschlossenen Lagern gebrauchen. Enthalten sind eine Menge Desinfektionsmittel und einiges an Kleidung, die Mati selbst nicht benötigt hat. Als wir mit ihr gemeinsam durch die Stadt laufen, bemerken wir überall rechtsextreme Schmierereien. Ihr Ausmaß ist schockierend.
EIN CADUS-CAMP AUF DER FESTWIESE UND DANN GAB ES DAS ZERTIFIKAT!!!
Gemeinsam mit der Malzfabrik konnte UNUMONDO zumindest ein bisschen dabei helfen, dass die Hilfsorganisation CADUS, die mehr als verdiente EMT Type 1 Klassifizierung erhält.
Hier geht's zu CADUS

Auf der Festwiese der Malzfabrik wurde eine Woche lang modellhaft ein Lager zur medizinischen und technischen Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten aufgebaut und eingerichtet. Am 27.09.2024 hat CADUS es dann geschafft und wurde offiziell von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Emergency Medical Team (EMT) Type 1 klassifiziert. Hierbei wird bestätigt, dass die Teams bestehend aus Ärzt:innen, medizinischem Pflegepersonal, Rettungskräften und Logistiker:innen, speziell für den Einsatz in Krisengebieten ausgebildet sind.
Deren harte Arbeit hat sich ausgezahlt! Wir gratulieren und freuen uns auf weitere Aktivitäten dieser Art.
STATT BROT UND SALZ! - Ein Herbstfest in der Malzfabrik
350 überwiegend junge Menschen aus sehr verschiedenen Teilen der Welt sind in ihr neues Zuhause im umgebauten ehemaligen Seniorenheim in der Bessemerstraße 78 (eine Flüchtlingsunterkunft betrieben vom IB – Internationaler Bund) eingezogen. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, sie bei uns zu begrüßen und willkommen zu heißen.
Brot und Salz sind uralte Symbole des Willkommens. Stattdessen jedoch haben wir unsere neuen Nachbarn zu einem gemeinsam organisierten Herbstfest auf der Festwiese der Malzfabrik eingeladen. Wir, das sind der UNUMONDO e.V. mit der Malzfabrik und das Netzwerk Südkreuz e.V.
Die Erfahrungen der letzten Jahre haben zweierlei gezeigt: Zum einen ist die Integration von Menschen mit Fluchthintergrund eine herausfordernde Aufgabe. Zum anderen jedoch ist diese Aufgabe durchaus zu stemmen und bietet große gesamtgesellschaftliche Chancen. Teilhabe an der Gesellschaft und ein selbstbestimmtes Leben setzen wesentliche berufliche Perspektiven voraus. Das Herbstfest konnte dabei für nicht wenige Menschen und Unternehmen unseres Stadtquartiers die ersten Steine ins Rollen bringen.
Herbstfest in der Malzfabrik. Besucher:innen auf der Festwiese
"Herzlich Willkommen" sollte es also für neue Menschen in unserer Nachbarschaft heißen, darunter viele Kinder und Jugendliche. Was passt da besser als ein gemeinsames Fest auf der Wiese der Malzfabrik!
Dieses Fest verstand sich in diesem Jahr als eine Art Experiment und wurde mit kleinem Budget realisiert. Und wir können sagen, das Experiment ist mehr als gelungen! Wir haben gemeinsam organisiert und dann gemeinsam gegessen, geredet und getanzt. Wohl niemand hat dieses Fest mit schlechter Laune verlassen. Im nächsten Jahr möchten wir dann auch die breitere Nachbarschaft und Öffentlichkeit teilhaben lassen.
Herbstfest auf der Festwiese
Auf hervorragende Nachbarschaft und fruchtbare Zusammenarbeit!
Am 19. Dezember findet in den Gebäuden der Malzfabrik das Kinderweihnachtsfest in Zusammenarbeit mit der Gemeinschaftsunterkunft des IB (Internationaler Bund) und der MFE und IGG Malzfabrik in der Bessemerstraße in Berlin statt. Wir freuen uns darauf ganz exklusiv den ca. 150 Kindern mit Fluchterfahrung einen Herzenswunsch zu erfüllen und sie ein wenig glücklich zu machen. Über Spenden für das Projekt und zukünftige Projekte dieser Art sind wir sehr dankbar!
IST DAS GLAS NOCH HALB VOLL ODER SCHON HALB LEER?
Am 8. Juni, einen Tag vor der Europawahl, gab es in Berlin und anderswo noch einmal Demonstrationen gegen Rechts. UNUMONDO war in Berlin wieder dabei. Am nächsten Tag wurde das 10. Europaparlament gewählt und das Ergebnis war ausgesprochen erschreckend, wenn auch nicht völlig überraschend. In Deutschland und in weiten Teilen Europas ist ein deutlicher Rechtsruck zu verzeichnen, gerade auch bei jungen Wähler:innen. Haben die eindrucksvollen Demos seit Anfang des Jahres nichts bewirkt? Das kann man nicht sagen, immerhin ist die AfD nunmehr weit von den über 20 Prozent entfernt, die sie in Umfragen noch vor wenigen Monaten bundesweit (!) erreichte. Die Demonstrationen mögen ihr Teil zu diesem relativen Rückgang beigetragen haben.

Zu sehr großer Sorge geben aber nicht nur die Wahlerfolge der Rechtsextremen insgesamt Anlass, sondern besonders auch die frappierenden Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland sowie die politischen Erdrutsche, die sich in nur fünf Jahren ereignet haben. Waren die Ergebnisse, dargestellt nach der jeweils stärksten Partei auf Landkreisebene, 2019 noch vergleichsweise differenziert, bietet sich 2024 ein deutlich verstörenderes Bild. Mehr noch als im restlichen Bundesgebiet neigen offenbar rund 30% der Ostdeutschen dazu, rechten Rattenfängern ihre Stimme zu geben.

Warum das so ist, darüber kursieren etliche Theorien. Es gibt wohl zwei Hauptgruppen: Die einen geben ihre Stimme immer noch aus Protest der AfD. Zumindest behaupten sie das. Sie gleichen Schafen, die mit dem Schäfer unzufrieden sind, aber stattdessen lieber die Wölfe auf die Weide lassen. Die zweite Gruppe besteht schon aus Wölfen, die endlich ihre Schafspelze abwerfen wollen…

War für die Wahl 2019 noch der Klimawandel das bestimmende Thema, ist es jetzt die sogenannte Migrationskrise. Die Gefahren der globalen Erwärmung sind im Bewusstsein vieler Wähler:innen in den Hintergrund gerückt. Dabei hängen beide Themen sehr eng zusammen. Die Ignoranz gegenüber der Klimakrise wird auch millionenfache weltweite Migration und die mit ihr einhergehenden Probleme verstärken…

Beide Themen eignen sich allerdings auch hervorragend für Populismus und Demagogie jeder Art. Und das ist das eigentlich Unheimliche bei dieser Wahl: Ableugnung, Ignoranz, Fake News, Hetze, Hass und Angst schüren sind offenbar sehr wirksame Mittel, Wahlen zu beeinflussen, auch bei der einen oder anderen Partei aus dem demokratischen Spektrum. Nicht, dass das neu wäre, aber es wird immer deutlicher. Wir haben kein Patentmittel dagegen, sehen aber, dass die Zivilgesellschaft gefordert sein wird wie nie zuvor in der jüngeren Geschichte…
ANTONI & DER JAVA-GARTEN - WASSER IST EIN MENSCHENRECHT!
Am 22. April jeden Jahres ist Earth Day. Der Tag wurde 1970 als Initiative amerikanischer Studierender ausgerufen, um schon damals auf die zunehmende Umweltzerstörung aufmerksam zu machen. Heute wird er weltweit von vielen Menschen begangen. UNUMONDO – Eine Welt – und Earth Day passen schon vom Namen her zusammen. Letzterer steht jedes Jahr unter einem bestimmten Motto: 2024 ist es Wasser. Rund 70 Prozent unseres Planeten sind mit Wasser bedeckt. Sein immerwährender, von Sonne und Wind in Gang gehaltener Kreislauf über Ozeane und Kontinente garantiert unser aller Leben. Zugang zu sauberem Wasser ist eine, wenn nicht überhaupt die Grundlage menschlicher Existenz. Aber trotz allem technischen Fortschritts ist diese Grundlage für viele Menschen nicht gegeben – etwa 26 Prozent der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Wasser.
Dabei kann Wasser nicht wirklich verbraucht werden. Verbrennt man einen Liter Treibstoff, ist dieser als solcher nicht mehr da. Verbraucht man einen Liter Wasser, gibt es das Wasser immer noch. Es ist nur nicht mehr in gebrauchsfähigem Zustand. Besonders in armen Ländern ist ein großer Teil der faktischen Wasserknappheit auf mangelnde Wiederaufbereitung zurückzuführen. In reicheren Ländern ist es mehr die Belastung des Grundwassers durch Dünger und Pestizide aus der Landwirtschaft. Großflächige Absenkungen des Grundwasserspiegels u.a. durch Industrie und Bautätigkeit kommen hinzu. Dabei wäre das alles bei sorgfältiger und nachhaltiger Wasserwirtschaft vermeidbar.

Der Klimawandel verschärft die Situation enorm. Wochenlange – in manchen Regionen jahrelange – Dürren wechseln sich mit extremen Niederschlägen ab, die die Böden nicht aufnehmen und die begradigten und kanalisierten Flüsse nicht ableiten können. Verheerende, großflächige Überschwemmungen sind die Folge.

UN-Generalsekretär António Guterres: „Die Welt geht blind einen gefährlichen Weg. Nicht nachhaltige Wassernutzung, Verschmutzung und die unkontrollierte Erderwärmung saugen Tropfen für Tropfen die Lebensgrundlage der Menschheit aus.“

Ob großflächige Flutkatastrophen oder „nur“ regionale Überschwemmungen, betroffen sind immer einzelne Schicksale. So zum Beispiel eine Kleinbauernfamilie im indonesischen Java, der UNUMONDO das letzte Mal im Jahr 2020 nach einer flutbedingten Vernichtung ihres Ackers helfen konnte.
Oben im Bild sieht man den Vater von unserem Projektpartner Antoni im Java-Garten im November diesen Jahres. Er wartet auf die ersehnte Regenzeit, um mit der Reispflanzung beginnen zu können, denn noch ist der Boden viel zu trocken. Der Fluss im Hintergrund führt zuviel Salz im Wasser und kann folglich nicht zur Bewässerung dienen.

Beides wird deutlich: Die Gefährdung des Gartens und damit der Lebensgrundlage der Familie sowohl durch Austrocknung der Brunnen als auch durch zerstörerische Fluten. UNUMONDO will auch in Zukunft dafür Sorge tragen, dass die Familie und die Gemeinschaft die Früchte ihres Ackers ernten kann. Dazu muss ab Januar 2025 der Pachtvertrag für die ca. 5000 m² Gartenfläche für weitere zwei Jahre verlängert werden. Dazu kommen Ausgaben für Saatgut und Gartengeräte. Kostenpunkt 550 Euro.
Auch möchten wir den Kindern eine solide Bildung ermöglichen und die medizinische Grundversorgung sicherstellen. Die Unterstützung des Java-Gartens bildet hierfür die existenzielle Grundlage.
Zum einen unterstützen wir die Nothilfe von Menschen auf der Flucht. Zum anderen wollen wir auch den Fluchtursachen etwas entgegensetzen.
TV-TIPP
In Rojava, Nordsyrien, führt Erdogan Krieg gegen die Kurden. Ich war im August 2022 in Amude und Qamishli unterwegs. Beide Städte liegen nicht in der Erdbebenregion.
Links: https://www.youtube.com/watch?v=32SZz4BgmAs
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