Unsere Mission vor der Mission:

Anfang November 2022: Die einst luxuriöse Motoryacht „ZAMBA“ wird Schritt für Schritt zu „SARAH“. Dafür muss sie ausgemistet und umgebaut werden. Schampusbar und Kingsize-Bett müssen Krankenstation und Doppelstockbetten weichen. Bis zu 120 Menschen sollen auf dem Boot Platz bekommen, um vor dem Ertrinkungstod gerettet werden zu können. Zwölf Personen Besatzung kommen noch dazu. Die alten Häs:innen der Seenotrettung von SARAH möchten ihr Wissen und ihre Erfahrungen in langen Erzählungen bis spät in die Nacht an uns von UNUMONDO weitergeben. Tausende von Menschen haben sie auf Missionen unterschiedlichster Flaggen schon gerettet.

An Bord des 23 Meter langen Bootes, festgemacht am Hafen von Benalmadena bei Malaga, hören wir gebannt zu, werden immer wieder erschüttert. So unfassbar sind die Geschichten von Schicksalen und Schikanen, von Folter, Mord und politischer Skrupellosigkeit. Aber die SARAH-Crew spricht auch von großen Glücksmomenten. Nämlich dann, wenn es gelingt, geflüchtete Menschen als Gäste an Bord nehmen zu können und diese zu einem sicheren Hafen in Europa zu bringen.

Wir von UNUMONDO und SARAH Seenotrettung lernen uns beim täglichen Planen, Entrümpeln, Einkaufen, Werkeln und Organisieren noch besser kennen und stellen uns vor, wie es wäre, eine erste gemeinsame Mission auf dem Meer zu starten – das Ruder Richtung Libysche Küste bzw. Richtung sogenannte SAR-Zone – die Search and Rescue Zone vor der libyschen Küste – dort, wo die meisten Menschen die lebensgefährliche Überfahrt in die Freiheit nach Europa riskieren. Daher auch der Name SARAH: Search and Rescue for All Humans. Allein in diesem Jahr sind nach offiziellen Zählungen 120.000 Menschen über das Mittelmeer Richtung Europa geflüchtet. Über 25.000 Menschen sind seit 2015 im Mittelmeer ertrunken – verifiziert von IOM, der internationalen Organisation für Migration.

Ein Crewmitglied von SARAH sagt, dass die Zahl der Toten durchaus auch fünf Mal höher sein kann – aufgrund der Dunkelziffer, denn gezählt werden nur die gefundenen Toten, nicht die im Meer Verschollenen. Und nur wenige Menschen können von zivilen Seenotrettungsorganisationen überhaupt gerettet werden. Es braucht einfach viel mehr Boote. Ein einzelnes Boot muss Seegebiete von Flächen größer als ca. 100 mal 200 Seemeilen absuchen. Das ist die Stecknadel im Heuhaufen.

Die europäischen Länder kommen ihrer Seenotrettungspflicht nicht nach. Vielmehr entwickelt sich die EU zu einer erbarmungslosen Festung, die alles unternimmt, um Menschen von der Flucht abzuschrecken. Sie ignorieren, dass diese Menschen kaum eine bis gar keine Wahl haben. Elementares Menschenrecht wird bewusst und in voller Konsequenz gebrochen. Es handelt sich hierbei um ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und nicht etwa um politischen Handlungsspielraum. Es ist wichtig, dieses laut und deutlich zu sagen. Und zwar immer wieder und immer lauter! Die Zeit mit der SARAH-Crew stimmt uns indes zuversichtlich. Wir fühlen uns privilegiert, mit solch faszinierenden Menschen, so ein wichtiges Projekt mitgestalten zu dürfen.

Aber wir wissen natürlich auch, dass wir gebraucht werden, um SARAH vielfältig zu unterstützen. Vor allem mit unseren Netzwerken und mit Öffentlichkeitsarbeit. So hatten wir z. B. ein original Flüchtlingsschlauchboot, welches von SARAH-Mitgliedern geborgen wurde, in der Berliner Malzfabrik ausgestellt. Das hat u. a. zu Spenden für den Kauf des Bootes geführt. Und hier auf der SARAH packen wir nicht nur mit an, sondern machen Filmaufnahmen für Social-Media und Finanzierungskampagnen.

Wir arbeiten für die Finanzierung des Bootsumbaus sowie der kommenden Missionen. Bitte helft uns bei dieser dringenden Aufgabe! In den nächsten Tagen werden wir einen Spendenshop eröffnen. Dort bitten wir um den symbolischen Einkauf für dringend benötigtes Werkzeug oder Geräte für das Boot. Dort sollen auch Originalteile des Interieurs der Yacht mit 80er-Jahre-Charme angeboten werden. Wir sprechen mit potenziellen Großspender:innen und Influenzer:innen – und auch mit Politiker:innen, denn jemand muss verantwortlich dafür gemacht werden, dass täglich Kinder, Frauen und Männer jämmerlich im Meer ertrinken müssen.

Bild der ehemaligen Luxusyacht
Couch weg - Sanitätsraum her
Seenotretter Markus Groda hält ein Sanitätsraum-Schild in die Höhe.
Es entstehen weitere Kosten! (Markus Groda - SARAH-Crew-Mitglied)
Bild vom Team SARAH und UNUMONDO
Auf dem gesamten Boot wird gearbeitet.