ÜBER MENSCHLICHKEIT UND HOFFNUNG
„Post aus Lesbos“ ging im November 2020 als multimediale Ausstellung der Fotografin und Aktivistin Alea Horst in Zusammenarbeit mit den Gründern von UNUMONDO und mit Unterstützung der Berliner Malzfabrik und anderen an die Öffentlichkeit. Dem voraus gingen ca. ein halbes Jahr Vorbereitungen und Diskussionen.
Aleas Fotos zeigen menschliche Tragödien auf eine würdevolle und besonders ehrliche Art. „Es sind nicht die eigenen Kinder, die ich hier sehe – aber stell Dir vor, sie wären es!“
In den riesigen Hallen der Malzfabrik werden Aleas Gedanken besonders begreifbar. Ein nachgebildetes Flüchtlingslager, Geräusche daraus und persönliche Geschichten Geflüchteter werden zu einem beeindruckenden Erlebnis. Auf übergroßen Beamer-Projektionen tauchen Besucher:innen in das Lager ein und stehen inmitten des „Friedhofs der Rettungswesten“.
Aleas Bilder sind emotional, farbenfroh und ästhetisch. Sie geben uns einen Einblick in Armut, Krieg und Vertreibung und zeigen zugleich Lebensfreude, Hoffnung sowie psychische und physische Widerstandskraft an der Europäischen Außengrenze.
Über 100 Bilder aus insgesamt 8 Ländern von 4 Kontinenten sind in verschiedenen Formaten ausgestellt. Zwischen Armut, Zerstörung, Flucht, Vertreibung, Plastikmüll, Kolonialismus, Kinderarbeit und Klimawandel stehen der Mensch und seine Würde im Mittelpunkt.
Die Menschen haben Angst vergessen zu werden! Sind zutiefst menschenunwürdige Lager wie das auf Lesbos wirklich ihre Endstation?
Innerhalb von wenigen Tagen haben wir gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfer:innen die Ausstellung aufgebaut.
Der multimediale Teil der Ausstellung: Videoprojektionen (u. a. aus dem Lager Moria) und die entsprechenden Soundkulissen.
Aufgrund der Covidpandemie musste die Ausstellung immer wieder geschlossen und neu geöffnet werden. Zudem hat das Team alles rein ehrenamtlich betreut, was die Dinge oft zusätzlich erschwerte. Nach über einem Jahr und hunderten Besucher:innen schloss die Ausstellung dann am 10. Dezember 2021 offiziell.
Im Rahmen von UNUMONDO wird das Team die Ausstellung als Bildungsrundgang neu konzipieren. Ziel ist es, Schüler:innen an die Problematik von Flucht und Fluchtursachen auf anschauliche Weise heranzuführen. „Warum fliehen die Menschen?“ „Und was hat unsere Gesellschaft damit zu tun?“ Fragen, auf die es durchaus Antworten gibt…
Der Kapitän Thomas Nuding (SARAH Seenotrettung) hat uns das Schlauchboot für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Er hatte es auf einer seiner Rettungsmissionen im Mittelmeer geborgen. Wahrscheinlich sind alle 90-120 Menschen in diesem Boot ertrunken. Denn „normalerweise“ werden Schlauchboote nach einer geglückten Rettung mit „RESCUED“ gekennzeichnet und dann aufgeschlitzt, damit sie nicht ein zweites Mal zur Überfahrt genutzt werden können, denn das würden die schlecht verarbeiteten Boote nicht aushalten und Menschen erst recht gefährden.
Die „Bibliothek der Rettungswesten“ beinhaltet 500 Rettungs-westen von geflüchteten Menschen.
Die Installation von Andreas Mayer-Brennenstuhl ist eine Leihgabe der städtischen Museen Heilbronn. Die in der Ausstellung „Post aus Lesbos“ gezeigte Version ist eine Neufassung der Arbeit, die auf der Bundesgartenschau in Heilbronn auf einer Mole im Neckar gezeigt wurde und inzwischen eine dauerhafte Präsenz im Kunstraum in der Unterführung Sontheimerstrasse in Heilbronn gefunden hat.
Martin Kruszka hatte Alea Horst im Januar 2020 über Facebook „kennen gelernt“. Ihre Bilder beeindruckten ihn, und er wollte unbedingt etwas unternehmen. Nach Gesprächen mit der Berliner Malzfabrik (u. a. bekannt für die Förderung von Kunst und Kultur) hatte Martin Alea Mitte 2020 kurzerhand in die Malzfabrik eingeladen und vorgeschlagen eine Ausstellung in den riesigen Hallen dort zu ermöglichen. Alle schlugen ein – und wir legten gemeinsam mit dem Malzteam, verschiedenen in der Malzfabrik ansässigen Unternehmen und Investor:innen los.
Bevor wir die Ausstellung zusammen mit Alea aufgebaut haben, sind wir nach Lesbos gereist, um uns ein eigenes Bild vor Ort machen zu können. Das war im Oktober 2020. Ursprünglich wollten wir sanitäre Anlagen in Moria reparieren. Dann brannte das Lager ab. Unsere technische Hilfe war nicht mehr nötig. Allerdings haben wir im Lager verstanden, dass wir an anderer Stelle helfen wollen: Den Weg aus dem Lager zu ermöglichen!
Im abgebrannten Lager Moria fanden wir Überreste von einer selbst organisierten Schule. Hier halfen Flüchtlinge den Kindern, sich auf ein Leben in Europa vorzubereiten. Die Schule war nicht nur ein sinnvoller Zeitvertreib, sondern auch ein wichtiger Ort der Hoffnung.
Am 21. Februar 2022 wurde die Ausstellung zum größten Teil abgebaut und weiter nach Zwickau „verschifft“.
Danke an Euch, die Ihr die Ausstellung am Leben haltet 🙂
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