Andreas Mayer-Brennenstuhl (2018/2021)

Die Bibliothek beinhaltet statt Büchern 500 Schwimmwesten, die der Künstler Andreas Mayer-Brennenstuhl auf Müllhalden auf der Insel Lesbos eingesammelt hat. Sie stammen von Menschen, denen die Flucht über das Meer nach Europa gelungen ist und die zunächst in dem Elendslager Moria festgehalten wurden. Dieses Lager war für 2800 Personen konzipiert, im März 2020 lebten dort über 20 000 Geflüchtete unter menschenunwürdigen Bedingungen. In der Nacht auf den 9. September brannte das Lager ab und die obdachlosen Flüchtlinge wurden daraufhin in einem provisorischen Zeltlager direkt an der Küste notdürftig untergebracht, wodurch sich ihre Lage noch weiter verschlechterte. Bisher (Stand 2021) ist auch keine Besserung ihrer verzweifelten Lage in Sicht. 

Die Bibliothek mit den Schwimmwesten war eine Auftragsarbeit für die Bundesgartenschau in Heilbronn, der Künstler hatte damit einen Wettbewerb zum Thema „Transformation“ gewonnen. Das Stahlregal (5 x 5 x1,5 m) mit den Schwimmwesten war auf einer schmalen Mole inmitten des Neckars platziert und griff damit die Situation des bedrohlichen Wassers auf, das die Menschen bei ihrer gefährlichen Flucht auf kleinen Booten überqueren mussten. 

Nach Ende der BUGA wurde die Arbeit abgebaut und vom Künstler in eine mobile Version bestehend aus 12 Regalen aus Holz umgearbeitet, die langfristig in einer speziell dazu umgebauten ehemaligen Straßenunterführung seinen endgültigen Aufstellungsort findet. 

Die Arbeit ist im Besitz des städtischen Museen Heilbronn und wird aktuell als Leihgabe bei der Ausstellung „Post aus Lesbos“ in der Malzfabrik in Berlin gezeigt im Kontext von Fotografien aus dem Lager von Alea Horst

Webseite: https://www.ambweb.de/